Myrtles Plantation (Reihe: Geistergeschichten USA)


Ghosthunting besteht für mich (Tom) nicht nur daraus, dass man paranormale Phänomene auf Locations oder Privathaushalten untersucht und dem Ganzen auf den Grund geht, sondern es gibt auch vieles drum herum, was äußerst interessant sein kann – daher beschäftigte ich mich auch schon lange vor meiner aktiven Zeit als Geisterjäger mit Themen aus der paranormalen „Welt“. Allein schon viele Geschichten von Geistern, die sich auf diesen und jenen Locations auf der ganzen Welt verteilt existieren, machen die Thematik für jemanden, der aktiv tätig ist, äußerst interessant und natürlich treibt einen die Frage dann um: Stimmen diese Geschichten? Nicht zuletzt auch deswegen waren wir dieses Jahr im Hoia Baciu Forrest in Rumänien, welchen ich kommendes Jahr erneut besuchen werde, um die Ermittlungen fortzusetzen. Aber heute geht es um eine andere Location.


Eine dieser Locations ist die Myrtles Plantage in Louisiana (USA) –
www.mytlesplantation.com.


Sie wurde Ende des 18. Jahrhunderts von General David Bradford begründet und teils erbaut. 1820 ging sie dann in den Besitz von Clarke Woodruff über, um dann nur wenige Jahre oder um genauer zu sein 14 Jahre später erneut die Besitzverhältnisse zu wechseln. Neuer Eigentümer wurde Mr. Ruffin Stirling, der den Bau des Hauses zudem dann vollendete. Heute wird das Haupthaus als Bed-and-Breakfast-Pension betrieben. Ich bin nun bei weitem kein Kunstexperte, aber ich würde sagen, dass die Zimmer in einem früh victorianischen Stil gehalten sind. Eines der Zimmer, welches ihr hier seht, kann man pro Nacht für 290 USD buchen.

Im Übrigen gilt Myrtles Plantation als eine der most haunted locations. Warum sie diesen Titel trägt, wird nun verraten:

Es kursieren Erzählungen, wonach die Location zwischen 10-12 Geister beherbergen soll, darunter soll die Vielzahl von Morden herstammen und die paranormalen Aktivitäten setzen sich bis heute fort.


Fangen wir mal mit einer der bekanntesten Geschichten der Myrtles Plantation an und zwar handelt sie vom Sklavenmädchen Chloe. Sie diente im Haus von Clarke und Sara Woodruff. Im Haus lebten auch die drei Kinder der Woodruffs, Cornelia, Mary Octavia und James.


Leider gibt es verschiedene Versionen, die zu dem führten, was dann ausschlaggebend geschehen sein soll:

Eine Version der mündlichen Überlieferungen ist jene, dass Chloe eine unfreiwillige Geliebte des Hausherren, Clarke Woodfruff, war und solch eine „Stellung“ war nach allen Seiten hin schwierig. Bei den übrigen Sklaven einer Plantage waren die Geliebten der Hausherren, auch wenn es unfreiwillig war, nicht immer vertrauensvoll und galten als potentielle Spione. Weiterhin handelt eine Geschichte davon, dass sie als „Haussklavin“ beim Lauschen von geschäftlichen Gesprächen an verschlossenen Türen erwischt wurde. Ihr wurde daraufhin ein Ohr abgeschnitten, was aber eine seinerzeit übliche Bestrafungsmethode darstellte. Seither trug sie immer einen grünen „Turban“, um das fehlende Ohr zu überdecken. Auf den grünen Turban komm ich später nochmals zurück.


Im Laufe der Zeit erkrankte die Familie an Gelbfieber. Den Überlieferungen nach soll dann das Sklavenmädchen Chloe einen Kuchen gebacken haben, der aufgrund der Verwechslung einer Zutat von Extrakten aus gekochten und reduzierten Oleanderblättern enthielt. Diese waren jedoch giftig, so dass Sara, die Ehefrau von Clarke und zwei Töchter daran starben. Es gibt eine Version der Geschichte, die besagt, dass sie den Kuchen backte, um der Familie eine Freude zu bereiten, eine andere besagte, dass sie den Kuchen backte, weil eine der Töchter Geburtstag hatte. Auch sind die Überlieferungen uneins, ob aufgrund einer Verwechslung oder mit Absicht die giftige Zutat in den Kuchen gelangte. Jedenfalls war das Ergebnis der Tod der drei Personen (wobei es auch eine Geschichte gibt, die lediglich von zwei Toten berichtet).

Aufgrund dieses Vorfalles soll Chloe von anderen Sklaven der Plantage gehängt und später in den Mississippi geworfen worden sein, um einer Kollektivstrafe zu entgehen, da sie Angst hatten, mit dem Tod der Personen in Verbindung gebracht zu werden.


Seit dem wird immer wieder ein Geist mit einem grünen Turban auf der Plantage gesichtet. Es gibt auch eine alte s/w-Aufnahme

die offensichtlich eine Gestalt zeigt. Dieses Foto wurde von einer Besucherin der Plantage aufgenommen, die erst nach der Entwicklung des Fotos die „Gestalt“ sah.

Es gibt auch noch eine weitere Aufnahme aus der neueren Zeit,

dazu werde ich aber weiter unten noch eingehen, da ich diese einer Analyse unterziehen werde. Nun aber zurück:

Chloes Geist soll in der Folgezeit und bis in die Gegenwart hinein immer wieder gesehen worden sein. Dabei wird auch vereinzelt berichtet, dass zugleich auch Kindergeschrei gehört wird. Während ich dies hier schreibe fällt mir eine Gegebenheit von einer eigenen paranormalen Untersuchung ein, die wir 2018 durchführten (Landesirrenanstalt Domjüchsee). Dort nahmen wir auch „Kindergeschrei“ auf, was sich aber als der Ruf eines Waldkauzes (steht als Todesbote) entpuppte. Daher könnte die Möglichkeit auch bestehen, dass dieses Kindergeschrei, welches beim Auftreten von Chloe zugleich zu hören war, evtl. auf Waldkauzrufe zurückgeführt werden könnte. Keine Erklärung, nur eine Möglichkeit.


Zu Chloe gibt es auch eine besondere Geschichte, die sich 1987 so zugetragen haben soll: Eine Besucherin, die auf der Plantage nächtigte, soll mitten in der Nacht von einer Farbigen mit einem Kerzenständer mit brennenden Kerzen und einem grünen Turban auf dem Kopf geweckt worden sein. Nachdem sie die erste Panik überwand, versuchte sie die Besucherin, die von den Flammen der Kerzen angeleuchtet wurde, zu berühren, wodurch sie sich dann augenblicklich auflöste und verschwand.

Was ist dran an den Geschichten zu Chloe? Historisch gesehen könnte es schwierig werden, da es keinen Beweis dafür gibt, dass es sie wirklich gab. Dies ist gerade daher seltsam, da eigentlich die Sklavenhalter Buch über ihr „Menschen-Eigentum“ führten, also Verbuchung der Einnahmen und Ausgaben durch An- oder Verkauf von Sklaven. Wenn es Geburten auf Plantagen gab, wurde dies auch vermerkt. Trug sie evtl. einen anderen Namen, der sich durch die Überlieferungen veränderte? Ich weiss es nicht, aber so an sich sind es interessante Überlieferungen. Denn es gibt gerade in den Südstaaten viele Geschichten von Sklaven, die immer wieder auf Plantagen bzw. den Herrenhäusern auftauchen sollen. Ich erinnere mich beispielsweise an eine Geschichte, die ich vor einigen Jahren mal las, wo man abends, immer zu einer bestimmten Mondphase an einem noch heute stehenden Baum drei erhängte Gestalten (Sklaven) sehen soll. 

Bevor ich nun von der eigentlichen Geschichte abdrifte und auch aus bereits weiterem Material zu anderen Geistergeschichten aus den USA was erzähle, rudere ich mal zurück und wie ich ja weiter oben schon erwähnte, sollen sich auf der Plantage weitere Geister (bis zu 10-12) dort aufhalten.


Im Haus und dem Anwesen wurde vereinzelt mal der Geist einer jungen Indianerin gesehen. Man führt dies darauf zurück, dass das Haus auf einer alten ehemaligen indianischen Begräbnisstätte errichtet worden sei.

Auch sollen immer wieder Kinder auf der Plantage und im Haus wahrgenommen und auch gesehen werden. Besucher hören Kinderlachen und bei Sichtungen wird von einem jungen Mädchen in einem Nachthemd gesprochen. Könnte es sich dabei evtl. um Cornelia Woodroff handeln, eine der Töchter, die durch den vergifteten Kuchen von Chloe starb? Auch gibt es eine Überlieferung, wonach ein junges Mädchen Menschen, die in dem Haus nächtigen, besuchen soll. Ob es sich aber um Cornelia Woodroff handelt, kann nicht mit Gewissheit gesagt werden, aber evtl. könnten auch zwei Geistermädchen auf der Plantage auftauchen. Zwei? Ja, weil es gibt eine Geschichte, wonach ein Mädchen im Rahmen eines Voodoo-Rituals Ende der 1860er Jahre verstorben sei und sich jedes Mal dann bemerkbar macht bzw. erscheint, wenn jemand in dem Zimmer nächtigt, wo sie verstarb.
Während des Amerikanischen Bürgerkrieges, der bis Mitte der 1860er Jahre ging, plünderten Nordtstaatler (Union) das Anwesen. Dabei kam es zu einer Schießerei und es sollen drei von ihnen dort zu Tode gekommen sein. Noch heute wird erzählt, dass sich im Haus ein großer Blutfleck in Form eine menschlichen Körpers ins Holz „eingebrannt“ hat, der bis heut zu sehen ist und an Intensität nicht verliert, trotz Reinigungsversuche. Leider konnte ich bei meiner Recherche keine Aufnahme dieses Blutflecks finden; man stößt lediglich auf eine Aufnahme, die aber aus der Loyd Hall Plantagion in Cheneyville in Louisiana stammt; dem gleichen Bundesstaat, wo Myrtles Plantagion liegt. Die Geschichten der Loyd Hall Plantagion werden in einem der nächsten Artikel behandelt.

Könnte hier evtl. eine Vermischung der Geschichten im Laufe der Zeit stattgefunden haben? Sollte mal jemand Myrtles Plantagion besuchen, würde ich mich freuen, eine Aufnahme des „Blutflecks“ zu erhalten.

In der Eingangshalle des Herrenhauses befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite des Treppenaufgangs ein großer Spiegel. In diesem Spiegel sollen sich immer mal wieder die drei unglücksseligen Opfer von Chloe zeigen, entweder als schemenhafte Gestalten oder sich Handabdrücke abzeichnen. Es soll Augenzeugenberichte und „Beweis“-Fotos geben. Hier eine Auswahl:

Über Google könnt ihr Euch eine Vielzahl von Fotos anschauen, wenn ihr die Schlagwörter „mirror myrtles plantagion ghost pictures“ eingebt.

Das Auftauchen der Phänomene nur in diesem einen Spiegel soll darauf zurückgeführt werden und da spielt eine alte These mit, dass man nach dem Tode eines Menschen die Spiegel in einem Haus verhüllte und dabei lediglich diesen einen Spiegel aussparte – ob Absicht oder Versehen, kann nicht gesagt werden. Kurz zu der These: Man geht dazu über sämtliche Spiegel in einem Haus zu verhüllen, manche verhüllen auch nur die Spiegel im dem Sterbezimmer, damit die Seele des Verstorbenen sich auf dem Wege ins Jenseits nicht verirrt und dann in einem Spiegel „verschwindet“. Spiegel gelten bei manchen Thesen auch als „Übergangsportale“. Spiegel kommen in vielen Geschichten vor, beispielsweise bei dem Mythos von „Bloody Mary“ (mehr Infos zu diesem Mythos erhaltet ihr
hier).

Ausflug beendet und zurück zur Myrtles Plantagion:

Manche Pensionsgäste berichten auch von schweren Schritten auf der Treppe die zusammen mit Knarzen des Treppengeländers einhergeht. Sie enden aber auf dem letzten Drittel der Treppe und zwar an der Stelle, wo William Drew Winter tot zusammenbrach, nachdem er Minuten vorher auf der Veranda tödlich angeschossen wurde. Er schleppte sich dann noch hoch auf die Treppe, wobei er sich am Geländer hochzog.

Auch soll es in dem Raum, wo das Klavier steht, zu paranormalen Aktivitäten kommen. Manche Besucher berichten, dass sie das Klavier spielen hören und zwar immer wieder ansatzweise das gleiche Musikstück (welches, war bei der Recherche nicht ermittelbar). Wenn sie jedoch den Raum betreten, verstummt das Klavier abrupt und geht man hinaus, beginnt es erneut zu spielen.



Weitere Geister, die sich dort aufhalten, stammen von Opfern unglücklicher Tode und Unfälle, so beispielsweise soll ein Sohn eines Besitzers während eines Sturms ums Leben gekommen sein, da er im angrenzenden Fluss ertrank.

Ferner wird zu guter Letzt noch von der Sichtung einer Frau in einem Ballkleid berichtet, die allerdings keine Interaktionen vornahm und ihres Weges ging. Als Ghosthunter spricht man bei Interaktionen von intelligentem oder aktivem Spuk. Passiver Spuk wären Phänomene / Sichtungen, die immer exakt an einer gleichen Stelle zur gleichen Zeit vorkommen. Beispielsweise die gleiche Strecke, die „abgelaufen“ wird oder Schrittgeräusche, wie zB die Phänomene auf der Treppe, von der ich etwas weiter oben schreibe. Wenn man alle Geschichten der Myrtles Plantagion betrachtet, so gibt es eine Mischung aus aktiven (intelligentem) und passivem Spuk.

Ein Teil der Geschichten hat es auch in die TV-Serie „Unsolved Mysteries“ (
S07E22 ab Min. 09:01) geschafft. In dieser älteren Serie, die ähnlich wie „Haunted – Seelen ohne Frieden“ oder „Paranormale Erlebnisse – Stars erzählen“ (Serien bei TLC / A&E) aufgebaut ist, werden paranormale Geschichten und Cold Cases behandelt.

In diesem Zusammenhang mit der TV-Serie ist zu erwähnen, dass das Produktionsteam selber davon berichtete, dass es zu ungewöhnlichen Phänomenen kam. Eines davon war, dass während der Produktion die Möbel in einem der Räume umgestellt wurden und nachdem man nach einer Pause dorthin zurückkehrte, standen die verrückten Möbelstücke wieder an der alten Stelle. Dieses Phänomen trat mehrfach auf. Nur leider kam niemand auf die Idee Kameras aufzustellen und laufen zu lassen, um aufzunehmen, was in dem Zimmer vorging, während sich niemand dort aufhielt. Dies ist für mich nicht nachvollziehbar, denn dies wäre doch die perfekte Möglichkeit gewesen, mal etwas aufzunehmen. Daher muss ich leider sagen, dass ich diese Geschichte, die während der Aufnahmen zur TV-Serie vorfiel, mit sehr viel Fragezeichen versehen muss.

Ein weiteres Phänomen, von dem Mitglieder des Produktionsteams berichteten, bezog sich darauf, dass zigfach Equipment den Dienst verweigerte.


Myrtles Plantagion war auch in bekannten Ghosthunter-Serien Gegenstand paranormaler Ermittlungen:

Beispielsweise bei Ghost Adventures (Geister Detektive / Zak Bagans)
S09E02 oder 2005 bei TAPS / Ghost Hunters (S02E01). Zur letztgenannten Serie muss ich dann aber leider auch sagen, dass nachdem die erste Staffel schon glaubwürdig war, man aber ab der 2. Staffel dazu neigte, bei manchen Phänomenen nachzuhelfen. So beispielsweise bei einer Aufnahme in den ehemaligen Baracken der Sklaven, wo sich eine Tischlampe bewegt haben soll; diese Sequenz wurde später als Fake entlarvt. Hier der Link zur Analyse des Debunked-Videos.

Bevor ich nun hier mein Abschlussfazit über eine der „most haunted locations“ schreibe, komm ich zurück auf meine anfängliche Ankündigung bzgl. eines weiteren Fotos.

Dieses Foto findet sich auch auf der Homepage der Myrtles Plantagion und stammt aus neuerer Zeit. Ich erlaube mir hier mal eine Analyse dieses Fotos vorzunehmen und kann dem vorwegnehmen, dass es nicht wirklich als paranormal eingestuft werden kann. Bei der ersten Inaugenscheinnahme fällt auf, dass der Geist sich im Haus befinden muss, da sich die Erscheinung hinter der Pflanze befindet und rechts von der Tür und unten durch den unteren Teil des Fensters „abgeschnitten wird“. Folglich steht er dahinter. Wie man dann bei genauerer Betrachtung erkennen kann, liegen u.a. die unteren Querstreifen des Kleides vor den Streben der Glaseinfassung, also folglich würde sich der Geist dann vor der Türe befinden. Aber wo sind dann die Füße? Es kann auch kein Geist sein, der sich in dem Fenster nur spiegelt, denn dagegen sprechen auch die Querstreifen des Kleides, die auf den Streben „verlaufen“. Die Streben haben keine Spiegelfunktion. Auch noch weitere Punkte sprechen gegen ein echtes Geisterfoto. Von daher ist das Foto ein Fake.

Abschlussfazit:

Ich persönlich würde schon gern mal mit meinem Team dort eine Untersuchung vornehmen, um diesen Geschichten auf den Grund zu gehen, da die in ein oder andere schon interessant ist. Gerade auch um auf dieser Location eine Langzeituntersuchung vorzunehmen, mit vielen stationären Kameras. Es kursieren im Internet so einige neuere Fotos und Videos mit „Geistern“ der Myrtles Plantagion, aber leider sind diese Aufnahmen (wie so oft) sehr unscharf und verschwommen, so dass sie nicht wirklich aussagefähig sind. Die schwarz/weiss-Aufnahme, die ich eingangs zeigte, mag die interessantere der gesamten Aufnahmen sein. Leider gibt es keine Vergleichsaufnahme von kurz davor und kurz danach.

Ob es dort aber wirklich spukt? Kann ich aus der Ferne nicht beurteilen, die Möglichkeit kann aber bestehen.

Euer Tom, 01.12.2019

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